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Aliens aus dem Weltraum: 5 Filmtipps für Science-Fiction-Fans

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Mit ihren Geschichten aus der Zukunft oder von fremden Planeten eröffnet Science-Fiction Denkräume – auch für schwierige Themen. Eine filmische Auswahl aus fünf Jahrzehnten, die ihre Außerirdischen ernst nimmt. Arrow Down

Mal sind es Küchenschaben auf zwei Beinen. Dann wieder formlose Zellhaufen, die aber Gedanken lesen können. Und manchmal sehen sie fast aus wie Menschen, nur in Grün und mit Antennen auf dem Kopf. Die ersten von ihnen waren im 19. Jahrhundert aufgetaucht. Damals begriff die Menschheit, wie die Evolution das Leben auf der Erde prägt – und konnte sich damit erstmals ausmalen, dass auch fremde Planeten Lebewesen hervorbringen. Inzwischen tummeln sich Außerirdische quasi überall in unserer Kultur. Diese Aliens kommen allerdings genau genommen gar nicht aus dem Weltall. Sondern aus uns selbst. Denn der Mensch kann nicht aus seinem Vorstellungsraum heraustreten. Alle Weltbilder entstehen in unserem Kopf – inklusive der Wesen, mit denen wir sie bevölkern. Aus diesem Grund drehen Science-Fiction-Erzählungen im Kern immer um ganz reale Themen, von der Elternliebe bis zur Umweltzerstörung.

1 – Close Encounters of the Third Kind
Intergalaktische Disco

 

Seltsame Phänomene ereignen sich in der amerikanischen Sonora-Wüste – Stromausfälle, sich bewegende Spielzeuge, grelle Lichter. Sogar ein Kind wird entführt. Soweit bekannt, denn auf diese Weise kündigt sich in der Science-Fiction üblicherweise außerirdischer Besuch an. Doch diese Aliens wollen weder die Erde erobern noch die Menschheit auslöschen. Stattdessen senden sie eine fünftönige Musikphrase sowie eine Zahlenreihe, die sich als Koordinaten eines Berges entpuppt. Dort landen schließlich Dutzende Ufos, denen Wesen mit langgezogenen Gesichtern, großen Augen und grauer Haut entsteigen. Mit ihnen können die Menschen über Computer kommunizieren, die Signale aus Licht und Tönen erzeugen. Eine Art intergalaktische, interkulturelle Disco. Jedenfalls lächeln und winken die Aliens freundlich, laden einige Anwesende in ihre Schiffe ein – und verschwinden wieder. Nach dem  Mega­erfolg von „Der weiße Hai“ etablierte Regisseur Steven Spielberg hier die Figur des so wohlgesonnenen wie ätherischen Außerirdischen. Und zeigte zu Beginn des Computerzeitalters einen ungebremsten Technik­optimismus: Maschinen können dabei helfen, Sprachbarrieren und kulturelle Missverständnisse zu überbrücken – selbst zu Besuchern, die von wirklich weit herkommen.

Regie: Steven Spielberg, 1977

2 – Starship Troopers
Eine bedrohliche Masse

 

In Paul Verhoevens Film sind Aliens ganz klassisch eine bedrohliche und fremdartige Masse, deren einziges Ziel es zu sein scheint, die Menschheit auszulöschen. Dementsprechend bestehen weite Teile der Handlung aus endlosen Gemetzeln zwischen den spinnenähnlichen Außerirdischen, genannt „Bugs“, und hochgerüsteten männlichen wie weiblichen Weltraum-GIs mit großen bis sehr großen Waffen. Wenn man denn möchte, dann lässt sich „Starship Troopers“ als simples B-Movie mit viel Geballer konsumieren, in dem die Aliens reine Pappkameraden bleiben. Unter dieser Oberfläche ist jedoch mehr verborgen. Denn der Regisseur überdreht den Hurra-Patriotismus der Menschen, die im 23. Jahrhundert in einen immerwährenden Kampf mit einer außerirdischen Bedrohung verstrickt sind, ins Absurde. Die Hauptfiguren, eine Gruppe begeisterter Soldat:innen, werden wie ballernde Barbiefiguren inszeniert: Sie sehen immer blendend aus – selbst wenn sie gerade von den riesigen Killerbugs gefressen werden. Damit lässt sich der Film auch als schwarzhumorige Satire auf Militarismus und Nationalismus lesen. Die gesichtslosen Außerirdischen stehen dabei symbolisch für die auswärtige Bedrohung, die ein nationalistisches Regime nun mal braucht, um seinen Fortbestand zu sichern.
 
Regie: Paul Verhoeven, 1997

3 – They Live
Außerirdische Ausbeuter

 

Gerade will sich der Tagelöhner Nada schlafen legen, als das Fernsehprogramm in Los Angeles unterbrochen wird. Auf dem Bildschirm erklärt ein Sprecher, die Sender übertrügen Signale, mit denen die Bevölkerung betäubt und versklavt werde. Über Umwege bekommt Nada eine präparierte Sonnenbrille in die Hand, mit der er die Realität erkennen kann: Die Reichen und Mächtigen sind in Wirklichkeit Außerirdische mit Totenschädelgesichtern – und sie halten die Menschen über unterschwellige Botschaften auf Plakatwänden oder Produktverpackungen dazu an, zu konsumieren, sich fortzupflanzen und zu gehorchen. Sogar den Klimawandel heizen die heimlichen Herrscher an, um die Erde ihrer ursprünglichen Heimat ähnlicher zu machen. Unter dem konservativen US-Präsidenten Ronald Reagan setzte der Regisseur John Carpenter Außer­irdische für kapitalistische Ausbeuter und Unterdrücker ein. „Wirtschaftsliberale aus dem Weltraum haben unsere Welt übernommen“, beschrieb Carpenter das eigentliche Thema seines Films. Woher die Alien-Kapitalisten kommen, ist dabei egal. Wichtig ist, dass sie ihre hässliche und unmenschliche Fratze enthüllen, wenn man nur genau hinschaut.

Regie: John Carpenter, 1988

4 – District 9
Gestrandet im Ghetto

 

In einem schrottreifen Raumschiff stranden mehr als eine Million außerirdischer Insektenwesen ausgerechnet im Johannesburg der 1980er, wo das unterdrückerische Apartheidsregime Südafrikas wild um sich schlägt. Die Aliens verfügen zwar über eine hoch entwickelte Technologie, aber die ist nun leider kaputt. Der Besuch aus dem All ist darum unterernährt und hilfsbedürftig. Und sehr fremdartig: Für Menschen sehen die Gestrandeten eklig aus und riechen nicht gut. Die Behörden stecken sie kurzerhand in ein riesiges Internierungslager. Dreißig Jahre später hat sich die Alien-Population auf der Erde fast verdoppelt, und ihr Wohnbezirk ist zu einem riesigen Slum verkommen. Ihre menschlichen Nachbarn sprechen von ihnen nur noch abschätzig als „Prawns“, also Garnelen, und wollen, dass sie dahin verschwinden, woher sie gekommen sind. In seinem Debütfilm legte der südafrikanische Regisseur Neill Blomkamp die Mechanismen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bloß. Er musste dafür lediglich eine neue Sprosse ganz am unteren Ende der sozialen Leiter einziehen – mit Migranten aus dem Weltall.

Regie: Neill Blomkamp, 2009

5 – Arrival
Mit den Fremden reden

 

Plötzlich sind sie da, riesig, rätselhaft und ohne jede erkennbare Regung: zwölf Raumschiffe, die über allen Teilen der Welt auftauchen und dort in der Luft verharren. Nach langem Rätselraten der Menschheit betritt die Linguistin Louise zusammen mit einem Forschungsteam eines der Schiffe. Dort trifft sie auf Wesen, die möglicherweise siebenbeinige Kopffüßler sind. So genau erfahren das weder die Zuschauer:innen noch Louise, weil die Aliens im Nebel hinter Glasscheiben verborgen bleiben. Die Fremden kommunizieren mit einer Art kreisrunder Tintenklekse, die sie in den Raum schreiben. Es gibt kein irdisches Referenzsystem für diese kryptischen Logogramme. Als Louise endlich genug davon versteht, um die Außerirdischen nach dem Grund ihres Besuchs zu fragen, bricht eine weltweite Diskussion über die interpretationsbedürftige Antwort aus. Man merkt dem Regisseur Denis Villeneuve an, dass er Aliens präsentieren wollte, die jenseits des menschlich Vorstellbaren sind. Das Resultat sind die vermutlich fremdesten Fremden, die es je in einem Science-Fiction-Film gegeben hat. Der Clou des Films ist, dass selbst mit diesen Wesen Kommunikation und Verständigung möglich ist – wenn man sich auf sie einlässt.

Regie: Denis Villeneuve, 2016